Zum Inhalt
Fakultät Raumplanung

M.Sc. Modul 2: Master-Projekt M02: Inklusive Planungsmethoden und die Gestaltungskraft des Konflikts

Betreuung: Dipl. Geogr. Marian Günzel (ROP) und Dr. Dipl.-Ing. Christian Lamker (ROP)

Für wen planen wir eigentlich? Die spontane Antwort der meisten von uns ist auf den ersten Blick einfach: für alle Menschen! –Dafür brauchen und haben wir unsere Planungsmethoden und Beteiligungsverfahren. Damit sollen alle Anforderungen und alle Wünsche einer immer vielfältigeren und sich wandelnden Bevölkerung an zukünftige Raumnutzungen integriert werden. Der Anspruch nährt Zweifel daran, dass bisherige Herangehensweisen die hohen Ziele noch erreichen können, ohne alle Beteiligten – Bürger*innen wie professionelle Planer*innen – zu überfordern. Wie könnten inklusive Prozesse anders gestaltet werden, die gleichzeitig flexibel, kreativ und ergebnisoffen bleiben und andererseits Konflikte als positive Bedingung verstehen?

Ausgangspunkt für die Projektarbeit ist eine kritische Aufarbeitung der Ziele von ‚inklusiver Planung‘ vor dem Hintergrund theoretischer und praktischer Anforderungen. Im Abgleich zwischen Zielen und Mitteln zeigen sich Grenzen und Defizite, aber auch Herausforderungen und Potenziale. Die Projektarbeit soll sich entlang der erarbeiteten Ziele inklusiver Planung auf die Suche nach alternativen Elementen einer Prozessgestaltung machen, die aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aufnimmt und auf die Diversität der Bevölkerung aktiv eingeht. Was ist überhaupt eine lebenswerte Stadt für alle Bürger*innen? Wie kann ein Prozess aussehen, der animiert und motiviert statt nervt und überfordert? Welche Planungsmethoden abseits runder Tische und etablierter kommunikativer Methoden sollten genutzt werden, damit sich ein Prozess tatsächlich ‚inklusiv‘ nennen darf?

Zeit und Ort

Tag

von

bis

Rhythmus

Ort

Beginn

Ende

Mo

08:30

11:45

woch

GB I / R.424

16.10.2017

29.01.2018

Mi

08:30

11:45

woch

GB I / R.424

11.10.2017

31.01.2018

Dazu stehen zwei Zugänge zur Verfügung:

Erstens macht es die heutige technische Entwicklung möglich, aktuelle Raumnutzungen, Bedürfnisse und Zielvorstellungen gemeinsam (teilweise sogar in Echtzeit) zu erfassen, ohne an einem runden Tisch zu sitzen. Offenes Wissen, offene Daten, Crowd Sourcing und Urban Hacking sind nur einige Begriffe, die eine Grenze zwischen klassischer Planung und Bürger*innen verwischen, Machtverhältnisse verschieben und Ansatzpunkte liefern.
Zweitens entwickeln sich zunehmend alternative aktivierende Ansätze, die mit anderer Sprache arbeiten und sich der Öffentlichkeit auf eine aktivierende Weise nähern. Urbane Interventionen, Kunst, sinnliche Stadtspaziergänge und spielerische Zugänge zum Stadtraum (Dérive-Spaziergänge, Urban Drifts, PhotoVoice, Dragon Dreaming, Sensory Mapping, …) sind Beispiele dafür, über den Austausch von schriftlichen oder mündlichen Argumenten hinaus zu gehen. Aus einer kurzfristigen gemeinsamen Erfahrung sollen Diskurse auf Augenhöhe entstehen. Durch punktuelles Lenken von Aufmerksamkeit entwickeln sich spontane Kreativität und Motivation.
Als Beispiel kann sich das Projekt der ehemaligen Fläche von Hoesch Spundwand und Profil (HSP) im Dortmunder Unionviertel widmen. Seit der Schließung Ende 2015 liegt das Gelände brach und ist Bestandteil vielfältiger Diskussionen: im Rahmen des Projekts nordwärts der Stadt Dortmund, als Teil der Internationalen Gartenschau 2027, als Raum für urbane Initiativen und künstlerische Nutzungen oder als Investmentprojekt für Wohnraum und Gewerbe. Das Projekt kann sich damit beschäftigen, wie die Prozessgestaltung eines inklusiven Planungsprozesses heute aussehen sollte und was das für die Aufgabe und Rolle von Planer*innen bedeuten kann. Vergleiche mit anderen Projekten in Dortmund oder anderen Städten (z. B. Fläche Dortmund Hauptbahnhof-Nord) können integriert werden. Möglich ist die Erarbeitung neuer Planungsmethoden, deren Erprobung und auch die Rückkopplung zu Akteuren vor Ort in der Stadt und im Quartier.

Literatur

  • Altrock, Uwe; Huning, Sandra; Kuder, Thomas; Nuissl, Henning (Hg.) 2014: Zielgruppen in der räumlichen Planung: Konstruktionen, Strategien, Praxis. Planungsrundschau, Bd. 21. Berlin: Altrock, Uwe
  • Becker, Elke; Gualini, Enrico; Runkel, Carolin; Graf Strachwitz, Rupert (Hg.) 2010: Stadtentwicklung, Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement. Maecenata-Schriften, Bd. 6. Stuttgart: Lucius & Lucius
  • Finke, Peter 2014: Citizen Science: Das unterschätzte Wissen der Laien. München: Oekom-Verlag
  • Förster, Agnes 2014: Planungsprozesse wirkungsvoller gestalten: Wirkungen, Bausteine und Stellgrößen kommunikativer planerischer Methoden. München
  • Holub, Barbara; Hohenbüchler, Christine (Hg.) 2014: Planning Unplanned: Darf Kunst eine Funktion haben? Towards a new function of art in society. Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst
  • Lord, Alex; Mair, Michael; Sturzaker, John; Jones, Paul 2017: ‘The planners’ dream goes wrong?: Questioning citizen-centred planning. In: Local Government Studies, Jg. 43, H. 3: 344–363
  • Reinermann, Julia-Lena; Behr, Friederike (Hg.) 2017: Die Experimentalstadt: Kreativität und die kulturelle Dimension der Nachhaltigen Entwicklung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden
  • Sager, Tore 2016: Activist planning: A response to the woes of neo-liberalism? In: European Planning Studies, Jg. 24, H. 7: 1262–1280
  • Wagner, Thomas 2013: Die Mitmachfalle: Bürgerbeteiligung als Herrschaftsinstrument. Neue kleine Bibliothek, Bd. 193. Köln: PapyRossa Verlag
  • Arbeitsgruppe Postwachstumsgesellschaft im Jungen Forum NRW der ARL, www.postwachstumsplanung.de

Bemerkung
Eine digitale Voranmeldung (Stimmungsbild) erfolgt in der Woche vor Vorlesungsbeginn. Die Verteilung auf alle angebotenen M-Projekte und M-Entwürfe findet zur ersten Veranstaltungszeit des Semesters statt. Bitte die Informationen auf der Homepage der Fakultät beachten.

Leistungsnachweis
M.Sc. Raumplanung (2012): Das Modul wird mit einer benoteten Modulprüfung abgeschlossen. Weitere Informationen in Prüfungsordnung, Modulhandbuch und Projektwiki.