B.Sc. Modul 3: F-Projekt 01: "Wer will noch mal, wer hat noch nicht?" Räumliche Gemeinschaftsgüter in der Städteregion Ruhr
Betreuung: Prof. Dr. Benjamin Davy (BBV), Dipl.-Ing. Michael Kolocek (BBV), Dipl.-Geogr. Marian Günzel (ROP)
Politische Diskussionen über Armut und Reichtum behandeln zumeist das Privateinkommen und Privatvermögen, etwa die Einnahmen aus Wohnraumvermietung oder das Eigentum an einem Einfamilienhaus. Tatsächlich hängt individueller Wohlstand nicht nur von Privatgütern, sondern auch von den Möglichkeiten zur Nutzung räumlicher Gemeinschaftsgüter ab. Dazu gehören das Fahren auf der Autobahn, die Nutzung von Rad‑ und Wanderwegen und der Spaziergang im öffentlichen Park oder entlang eines idyllischen Flüßchens ebenso wie der Aufenthalt auf öffentlichen Plätzen, das Abenteuerspielen im Landschaftspark oder das Grillen im Gemeinschaftsgarten.
Zeit und Ort
Tag | von | bis | Rhythmus | Ort | Beginn | Ende |
Di | 14:00 | 18:00 | wöchentlich | GB III / R.216 | 10.10.2017 | 30.01.2018 |
Fr | 14:00 | 18:00 | wöchentlich | GB III / R.216 | 13.10.2017 | 02.02.2018 |
Räumliche Gemeinschaftsgüter werden, wie der Name schon sagt, durch die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen konsumiert. Ökonomisch betrachtet handelt es sich häufig um rivalisierenden Konsum, von dem niemand ausgeschlossen werden kann. Soziologisch betrachtet geht es um die vorübergehende oder dauerhafte Aneignung und Nutzung öffentlicher Räume durch Angehörige der Mehrheitsgesellschaft und von Parallelgesellschaften. Juristisch betrachtet sind räumliche Gemeinschaftsgüter zumeist öffentliche Sachen, an denen Gemeingebrauchsrechte und Sondernutzungsrechte bestehen. Vielfältig wie der Begriff der räumlichen Gemeinschaftsgüter ist auch ihr Vorkommen in der Städteregion Ruhr (Davy 2004). Die Atemluft zwischen Rhein und Ruhr, die A42, der Rhein-Herne-Kanal, der RuhrtalRadweg, die Route der Industriekultur, der Landschaftspark Duisburg Nord, der Westpark und der Phönix See in Dortmund oder die Erzbahntrasse in Bochum sind bekannte Beispiele. Historisch wie aktuell besonders wichtig sind Freiräume und Grünzüge (Schmidt 1912; Häpke 2012; Reicher u.a. 2011). Doch wem nützt das viele Grün eigentlich? Profitieren davon nur jene, die ohnehin bereits haben?
Räumliche Gemeinschaftgüter sind »in« (Dellenbaugh u.a. 2015; Helfrich & HSB 2012). Alle Teams, die am Ideenwettbewerb über die Zukunft der »Metropole Ruhr« teilgenommen haben, räumten räumlichen Gemeinschaftsgütern eine zentrale Rolle für die stadtregionale Entwicklung ein (RVR 2014). Auf die Entwürfe aus diesem Ideenwettbewerb kann F01 mit einer kritischen Auseinandersetzung aufbauen. Wer nutzt eigentlich welche räumlichen Gemeinschaftsgüter und warum – und wer nutzt sie nicht und warum nicht? Welche Bedeutung haben räumliche Gemeinschaftsgüter für die Selbstwahrnehmung in der Städteregion Ruhr? Welche Anziehungskraft haben sie für Touristinnen und Touristen? F01 wird einerseits den Befund der Verteilungswirkung ausgewählter Gemeinschaftsgüter in der Städteregion Ruhr untersuchen, andererseits die festgestellten Verteilungswirkungen kritisch bewerten und gegebenenfalls raumplanerische Gestaltungsvorschläge für Um‑ und Neuverteilungen erstatten.
Literatur
- Davy, Benjamin (2004) Die Neunte Stadt. Wilde Grenzen und Städteregion Ruhr 2030. Wuppertal: Müller+Busmann.
- Dellenbaugh, Mary, Markus Kip, Majken Bieniok, Agnes Katharina Müller, Martin Schwegmann (editors) (2015) Urban commons: Moving beyond state and market. Basel: Birkhäuser.
- Häpke, Ulrich (2012) Freiraumverluste und Freiraumschutz im Ruhrgebiet. Common-Property-Institutionen als Lösungsansatz? Dortmund: Institut für Raumplanung der TU Dortmund.
- Helfrich, Silke & Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.) (2012) Commons. Für eine neue Politik von Markt und Staat. Bielefeld: Transkript.
- Reicher, Christa, Klaus R. Kunzmann, Jan Polivka, Frank Roost, Yasemin Utku, Michael Wegener (Hrsg.) (2011) Schichten einer Region. Kartenstücke zur räumlichen Struktur des Ruhrgebiets. Berlin: jovis.
- RVR (Regionalverband Ruhr) (Hrsg.) (2014) ruhr.impulse. ideenwettbewerb zukunft metropoleruhr. Essen: Eigenverlag.
- Scheuvens, Rudolf & Marion Taube (Hrsg.) (2010) Der Produktive Park. Denkschrift zum Emscher Landschaftspark. Essen: Regionalverband Ruhr.
- Schmidt, Robert (1912) Denkschrift betreffend Grundsätze zur Aufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch). Essen (Ruhr): ohne Verlag.
Voraussetzung
B.Sc. RP (2012): Erfolgreicher Abschluss von Modul 2 zur Teilnahme am F-Projekt. (Stichtag: Anmeldung auf der F-Projekt-Börse)
Leistungsnachweis
Prüfung: Modulprüfung (benotet), 2 Studienleistungen (unbenotet)
Prüfungsform: Abschlussbericht inkl. Disputation
Studienleistungen: (A) Exposé; (B) Zwischenpräsentation, Plakat und Abstract im Rahmen des Projektmarktes