Zukunft der Planung
Wir wissen nicht, wie die Zukunft aussehen wird. Dennoch lohnt es sich zu fragen, wie die Zukunft der Raumplanung im Jahr 2050 aussehen könnte. Mittels Szenariotechniken können wir verschiedene Zukünfte beschreiben, die es Planerinnen und Planern ermöglichen, sich auf mögliche Entwicklungen vorzubereiten.
Das System der Raumordnung hat sich in Deutschland ungeachtet aller Krisendebatten in den vergangenen 50 Jahren erstaunlich stabil gezeigt. Angesichts aktueller Megatrends, wie der Digitalisierung, dem demographischen Wandel und dem Klimawandel, stellt sich jedoch die Frage, ob das auch künftig so sein wird. Auffällig ist, dass der politische Stellenwert der Raumordnung in den letzten Jahrzehnten signifikant gesunken ist. In grundsätzlichen politischen Debatten mit expliziten räumlichen Bezügen, wie etwa zu gleichwertigen Lebensverhältnissen, zur Energiewende oder zu neuen Mobilitätsformen, sind Akteure der Raumordnung wenig sichtbar. Politisch betrachtet, droht die Raumordnung bei scheinbar abgesicherter formaler Existenz und trotz großer Relevanz raumbezogener Herausforderungen auch perspektivisch weiter an Bedeutung zu verlieren.
Die Politik insgesamt ist im 21. Jahrhundert dabei, sich grundsätzlich zu ändern. Wir erleben eine Krise der liberalen Demokratie, das Erstarken populistischer Bewegungen und Autokratien. Verbreitete Skepsis gegenüber staatlichem Handeln, Politikverdrossenheit und das Propagieren ‚alternativer Fakten‘ stellen das Ideal einer rationalen und wissenschaftlich begründeten Planung systematisch in Frage. Bisher findet kaum eine Debatte darüber statt, ob und inwiefern die Raumordnung in Reaktion auf diese neuen Realitäten neu ausgerichtet werden sollte. Was bedeuten beispielsweise die neuen Technologien und gesellschaftlichen Entwicklungen für partizipative Planungsverfahren? Braucht es künftig noch oder mehr denn je rationale und partizipative Ansätze des Interessenausgleichs und der Verständigung? In gegenwärtigen Trends liegen durchaus auch Chancen für die Planung der Zukunft.
Der im Jahr 2020 von der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) eingesetzte Arbeitskreis ‚Zukunft der Planung‘ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Szenarien zu alternativen Zukünften der Raumordnung in Deutschland zu entwickeln. Dabei wurde der Blick bewusst auf die überörtliche Planung und deren langfristige Perspektiven gelenkt. Es geht um das Nachdenken über die Planung von übermorgen und um den politischen Wert integrativer Ansätze nachhaltiger Raumentwicklung auf den überörtlichen Maßstabsebenen.
Veröffentlichung:
Wiechmann, Th.; Buße von Colbe, J.; Jenssen, T.; Klemme, M.; Schulze Dieckhoff, V. (2024): Zur Zukunft der Planung. Vier Szenarien als Ausgangspunkte der strategischen Weiterentwicklung, in: RaumPlanung, Heft 226 / 2-2024, S. 21 - 28
Veranstaltungshinweis:
Special Session "The Future of Planning: What are we facing and how do we prepare?" m 9. Juli 2024 auf dem AESOP-Kongress in Paris mit Petra Hurtado, Marion Klemme, Sıla Ceren Varış Husar und Milan Husar.
Kontakt:
TU Dortmund: Prof. Dr. Thorsten Wiechmann (AK-Leitung)
Laufzeit des Projekts: 01.07.2020 - 31.12.2024